Heute dürfen wir den ausgewiesenen und hochprämierten Steuerexperten Dr. Franz Althuber LL.M. zum Interview begrüßen. Was erwartet Sie als Leser? Von Einblicken in die Studienzeit, die unterschiedlichen Karrierestationen, die heutige Tätigkeit als Gründungspartner einer eigenen Kanzlei über das Thema Spezialisierung vs. Generalistentum bis hin zu Tipps für die eigene berufliche Laufbahn.
Im Rahmen unserer Interviewreihe „TaxStories“ bitten wir Persönlichkeiten der Steuerwelt – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den ein oder anderen Karrieretipp.
Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium und zu welchem Zeitpunkt haben Sie Ihre Leidenschaft für das Steuerrecht entdeckt?
Ich habe bereits während meiner Schulzeit – kurz vor der Matura – bei einem befreundeten Rechtsanwalt in den Ferien in der Kanzlei ausgeholfen und mich dort um organisatorische Dinge gekümmert. Sowohl seine Herangehensweise an Fälle, sein Sinn für Humor und auch die Wertschätzung, die ihm von seinen Mandanten entgegengebracht wurden, haben mich beeindruckt und mich darin bestärkt, Jus zu studieren.
Während dem Studium habe ich dann schon im Laufe des zweiten Studienabschnittes zuerst als studentischer Mitarbeiter bei der Kanzlei DORDA (noch firmierend unter Dorda Brugger & Jordis) gearbeitet und anschließend als Berufsanwärter bei einer der damals noch „Big 5“ Steuerberatungskanzleien angefangen. Es war dann in der Folge irgendwie logisch, dass ich mich auch an der Universität vermehrt dem Steuerrecht widme. Ich habe dann die Diplomarbeit und auch später meine Dissertation bei Prof. Gerold Stoll und Prof. Michael Tanzer geschrieben.
Nach Stationen bei einer der Big 4 Beratungen, einer mittelgroßen Steuerberatungskanzlei und der Partnerstellung in einer der größten Wirtschaftskanzleien weltweit haben Sie einen sehr umfassenden Einblick in die Steuer- und Rechtsbranche. Was hat Sie dazu bewogen Ihre eigene Kanzlei zu eröffnen und welchen Karriereweg können Sie Berufsanwärter: innen empfehlen?
Jeder Karriereweg ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Es ist daher schwer, jungen Kolleginnen und Kollegen allgemein gültige Ratschläge zu geben. Jeder soll das machen, was ihm Spaß macht und gerade nach dem Studium einiges ausprobieren und anschauen. Wenn man Spaß an der Arbeit hat, kann man in jedem Bereich erfolgreich sein.
Bei mir war es so, dass mich meine Tätigkeit bei großen Kanzleien zwar sehr geprägt hat, ich aber irgendwann einmal gemerkt habe, dass meine Spezialgebiete, in denen ich seit vielen Jahren tätig bin, in einem sehr hohen Ausmaß personenzentriert sind. Mandanten kommen zu mir, weil sie meine Erfahrung und mein Fachwissen schätzen – ob ich Teil einer großen Kanzlei bin oder nicht, ist dabei zweitrangig. Für meine Beratungstätigkeit benötige ich keine riesige Kanzleiorganisation mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ganz im Gegenteil: Bei großen Kanzleien – egal ob Big 4 oder große Wirtschaftskanzlei – soll eher die Marke im Vordergrund stehen. Der Mandant soll also zur Kanzlei und nicht spezifisch zu einem Berater kommen. Mit meinen Spezialisierungen verträgt sich das üblicherweise nicht so gut, weil es immer wieder Potential für Interessenkonflikte gibt.
Als ausgewiesener und hochprämierter Steuerexperte sind Sie zusätzlich an mehreren Universitäten in der Lehre tätig. Überwiegt die Freude an der Vortragstätigkeit oder ist es auch eine Bereicherung für Ihre berufliche Tätigkeit?
Beides. Die Vortragstätigkeit macht Spaß, ist aber sicher auch Teil meines Berufes und ich lerne dabei nicht nur viele interessante Menschen kennen, sondern es erweitert auch meinen fachlichen und persönlichen Horizont. Man kann teilweise mit Studierenden Rechtsprobleme diskutieren, auf die man selbst eigentlich gar nicht gekommen wäre.
Unter den Rechtsanwälten gibt es nach wie vor Spezialisten und Generalisten. Wie schaffen Sie es immer up to date zu bleiben und den Durchblick im Gesetzesdschungel zu bewahren? Kann man noch ein Experte für Steuern im Allgemeinen sein oder ist auch innerhalb des Steuerrechts eine Spezialisierung unerlässlich?
Meine persönliche Meinung ist, dass man in der Steuer- und Rechtsberatung nur dann zu den Besten gehören kann, wenn man auf einzelne Bereiche spezialisiert ist. Ein Generalist, der sich vielleicht ab und zu mit bestimmten Rechtsfragen auseinanderzusetzen hat, wird diese vielleicht im Einzelfall mehr oder weniger kompetent lösen können. Ihm fehlt aber oft die Routine, die man eben nur bekommt, wenn man bestimmte Sachverhaltskonstellationen immer wieder sieht und weiß, welche Probleme damit verbunden sind und wie man diese bestmöglich lösen kann.
Das Steuerrecht ist eine wahnsinnig komplexe Materie, so dass man zwar sicherlich einen guten Überblick haben und damit ein guter Steuerrechtler im Allgemeinen sein kann. Es ist aber unmöglich, dass man in allen Bereichen Experte ist. Meine Kanzlei berät nur in bestimmten Spezialbereichen, weil wir uns dort gut auskennen. Umgekehrt kennen wir uns halt dort sehr gut aus, weil wir nur sehr spezialisiert arbeiten. Man kann das vielleicht mit der Medizin vergleichen, in der es eben auch Fachärzte und Allgemeinmediziner gibt.
Welche Rolle spielen andere Jurisdiktionen und internationale Sachverhalte in Ihrer täglichen Beratungspraxis?
Unsere Spezialisierung im Steuerverfahrensrecht und im Finanzstrafrecht bringt es mit sich, dass unsere Mandanten – in der Regel – österreichische Unternehmen, deren Leitungsorgane oder österreichische Privatpersonen sind. So gesehen ist unser Geschäft oft sehr „national“ geprägt.
Anknüpfungspunkte zum Ausland oder gar eine grenzüberschreitende Tätigkeit unserer Kanzlei haben wir insbesondere dann, wenn wir im Rahmen von internationalen Mandaten Konzerngesellschaften beraten oder wenn gegen Personen aus dem Ausland – aus welchem Grund auch immer – zB in Österreich ermittelt wird oder wenn Finanzstrafverfahren eingeleitet werden. Oft kommen Mandate auch über Empfehlung von befreundeten Kanzleien im Ausland. Wir haben sehr intensive Kontakte zu verschiedenen Kanzleien in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein.
Was ist das Beste an Ihrem Beruf und wie sieht der Berufsalltag aus?
Das Beste an meinem Beruf ist, dass ich jeden Tag Neues lerne und sehe. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Das macht die Anwaltstätigkeit so interessant, es wird nie langweilig. Mit meinem Kanzleipartner Martin Spornberger und den Kolleginnen und Kollegen in der Kanzlei habe ich noch dazu das große Glück, dass wir alle an einem Strang ziehen und uns gegenseitig wunderbar ergänzen.
Welche Eigenschaften, persönlich wie fachlich, sollten Berufsanwärter:innen mitbringen?
Jeder Mensch ist unterschiedlich und die meisten Eigenschaften – auch die vermeintlich schlechten – können in der Berufswelt von Vorteil sein. Wichtig ist aber jedenfalls ein gesunder Menschenverstand und ein klares Ziel vor Augen. Man kann und soll am Anfang der beruflichen Tätigkeit durchaus vieles ausprobieren und schauen, was einem liegt. Das gilt sowohl für eine allfällige spätere Spezialisierung aber auch für das Arbeitsumfeld an sich. Der Rest ergibt sich dann üblicherweise von selbst.
Wie steht es um die Berufsaussichten für Berufsanwärter:innen? Welche Beratungsthemen werden immer wichtiger und wie wird sich das Berufsfeld bzw. die Tätigkeit des Rechtsanwalts und Steuerberaters in Zukunft ändern?
Am Beginn jeder beruflichen Tätigkeit sollte eine solide Grundausbildung stehen, auf die man fachlich und persönlich aufbauen kann. Größere Kanzleien haben hier den Vorteil, dass Berufsanwärter:innen die Möglichkeit haben, viele verschiedene Bereiche und auch Arbeitsweisen unterschiedlicher Personen zu sehen. Das bringt üblicherweise viel.
Ich denke, dass zukünftig sämtliche „Risikobereiche“ in der Beratung einen Aufschwung erfahren werden, sei es im Strafrecht oder auch in klassischen Compliance-Fragen. Berater werden immer mehr zu „Risikoberatern“ und Mandanten wollen vor rechtlichen Risiken und persönlichen Haftungen geschützt werden. Der Bedarf nach Präventivberatung wird daher in vielen Bereichen noch zunehmen.
Vielen Dank für die spannenden Einblicke. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Steckbrief: Persönliche Fragen an Franz Althuber
Wo und wie tanken Sie Energie?
Ich versuche, viel Zeit mit meinen Kindern und meiner Lebensgefährtin zu verbringen, ein entspanntes und harmonisches privates Umfeld ist mir sehr wichtig. Ich spiele aber auch sehr gerne Golf und bin begeisterter Mountainbiker. Das hilft, um den Kopf frei zu kriegen.
Angenommen es gibt keine Steuern mehr. Welchen Beruf hätten Sie dann?
Benjamin Franklin hat gesagt: „Nichts auf der Welt ist sicher, außer der Tod und die Steuern“ – da muss ich mir daher keine großen Sorgen machen. Wenn es keine Steuern gäbe, wäre ich entweder Mediziner oder in der Gastronomie tätig und würde irgendwo eine Weinbar betreiben.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Kaffee und Zigaretten“ von Ferdinand von Schirach. Ein toller Autor, der auch Jurist ist.
Auf welche App können Sie nicht verzichten?
Ich bin auf Social Media Kanälen recht aktiv, Instagram und LinkedIn würden mir schon sehr fehlen.
Ihr Lebensmotto?
Nicht alles im Leben zu ernst nehmen.